Mit Respekt und ohne Rüpel – „Wir rappen die Welt“ verbindet junge Mannheimer*innen mit und ohne Fluchthintergrund

 

Bild von StockSnap auf Pixabay

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„Wir wollen, dass Menschen, die einen Fluchthintergrund haben, selbst zur Sprache kommen,“ sagt Cigdem Erdis vom Diakonischen Werk Mannheim. In Kooperation mit Younity Jugendtreff Käfertal, Who.am.I. Creative Academy, Arbeiterwohlfahrt und Diakonie Mannheim veranstaltet die Flüchtlingshilfe des Caritasverbands Mannheim  dieses Jahr erstmalig den Rapworkshop „Wir rappen die Welt“ für junge Mannheimer*innen – mit und ohne Fluchthintergrund. Unterstützt wird dieser Workshop vom Flüchtlingsfonds der Stadt Mannheim. „Musik verbindet und Rap ist eine Musikrichtung, die besonders junge Menschen anspricht – das passt einfach gut“ fügt sie hinzu.

Unter dem Namen „Wir rappen die Welt“ schreiben Jugendliche und junge Erwachsene einen gemeinsamen Song und nehmen diesen dann im professionellen Studio von Who.am.I auf. Ziel des Workshops ist es, geflüchteten und nicht-geflüchteten jungen Menschen eine Stimme zu geben. Sie sollen sich so ausdrücken, wie sie es möchten und können auf diese Weise mit anderen Teilnehmern kommunizieren. „Mit diesem Workshop werden Geflüchtete zu Akteuren – man redet nicht über sie, sondern mit ihnen“, ergänzt ihre Kollegin Johanna von der Caritas. Mit am Start ist die Who.am.I Creative Academy, die mittlerweile fester Bestandteil der Mannheimer Musikszene ist. Seit 2012 geben die beiden „Rapagogen“ Tobias Schirneck und Ben König Rapworkshops. Ihre Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene – ob mit oder ohne Fluchthintergrund, ungeachtet der sozialen Unterschiede – hier begegnet man sich auf Augenhöhe und mit Respekt. Und diese Workshops kommen gut an: Seit 2012 haben zahlreiche Jugendliche an den Workshops teilgenommen, so Ben. Tobias tritt auch auf verschiedenen Events in der Stadt auf, rappt auf dem Marktplatz – und so erreicht er die Jugendlichen am besten.

Cigdem erzählt uns, wie die Idee zu „Wir rappen die Welt“ kam: „Die beiden von Who.am.I sind sehr erfahren, was Rap angeht und wir beide sind die Fachleute, was geflüchtete Menschen angeht. Und so wollten wir mal was Neues ausprobieren, neue Kooperationen eingehen. Auf den ersten Blick haben wir nicht viel miteinander zu tun, aber wir haben eine Gemeinsamkeit gefunden – und das ist die Musik.“ Dass Rap in weiten Teilen der Gesellschaft einen schlechten Ruf hat, das ist den Veranstaltern sehr bewusst. Als allgemeine Regel im Workshop gilt deshalb: Starke Schimpfwörter, Frauenfeindlichkeit, Homophobie etc. sind nicht erwünscht. „Es geht ja ums Zusammenleben, ums Zusammenwachsen, um den friedlichen Umgang miteinander. Da passen solche feindlichen Geschichten allein schon thematisch nicht rein.“ Und Johanna fügt hinzu: „Egal welche Religion, welches Geschlecht, welche sexuelle Orientierung – es geht um Toleranz, jeder darf so sein wie er ist.“

Das ungefähre Thema des späteren Songs finden die Teilnehmer gemeinsam, ihre Texte schreiben sie selbst. „Wir wollen die Teilnehmer nicht in ein Korsett zwängen. Sie dürfen sich ausdrücken, wir geben nicht vor, was sie rappen dürfen,“ sagt Ben. Die Sprache ist dabei egal, dieses Jahr werden deutsch-, englisch- und französischsprachige Teilnehmer mitmachen: „Rap ist ein Weg, Gefühle auszudrücken, man kommt über den Sprechgesang mit anderen in Kontakt. Es ist nicht unbedingt wichtig, dass man die Sprache des Raps versteht. Die Gefühle kommen trotzdem rüber, man kann sich ausdrücken, und wir verstehen trotzdem, was jemand rüberbringen möchte“, sagt Cigdem von der Diakonie. Jeder darf in seiner Muttersprache rappen, aber es ist immer jemand da, der das versteht – ob professioneller Kulturdolmetscher, die Rapagogen selbst oder einer ihrer Kollegen. Auch das Infomaterial ist mehrsprachig gestaltet: Neben Deutsch, Englisch und Französisch ist der Flyer des Workshops auch auf arabisch, Farsi und kurdisch gehalten. Denn: Rap ist eine gemeinsame Sprache, egal woher die Leute kommen.

Der Workshop geht über zwei Tage: Am Samstag wird der Workshop mit einem kleinen Konzert der Rapagogen eröffnet, danach heißt es: 2 Tage lang Texte schreiben, rappen und aufnehmen. Am Sonntag findet der letzte Feinschliff statt, danach wird der Song im Who.am.I Studio aufgenommen, zum Ausklang findet ein gemeinsames Barbeque statt.

Cigdem, Johanna, Tobias und Ben freuen sich auf das Projekt: „Wir wollen Selbstbewusstsein stärken, wir wollen den Jugendlichen eine Stimme geben“
Und diese Stimme sollte von vielen gehört werden.

Den Song könnt ihr in zehn Tagen auf der Website der einander.Aktionstage hören.

 

Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack:

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