Im Gespräch mit Khalil Khalil, Vorstandsmitglied der Omar al-Faruq Moschee
„Wir sind nicht nur eine Hinterhofmoschee, wir sind immer offen. Wir müssen miteinander sprechen, nicht übereinander.“ sagt Khalil Khalil, Organisator des Tags der offenen Moschee und Vorstandsmitglied der arabischen Moschee (Omar al-Faruq Moschee). Die in einer ruhigen Nebenstraße in der Neckarstadt gelegene Moschee wurde in den 90ern gegründet, der aus Syrien stammende Khalil selber ist seit 2010 Mitglied der Gemeinde.
Khalil zeigt uns den Gebetsraum. Zwei Männer beten, ansonsten ist die Moschee an diesem Donnerstagnachmittag leer. Um die beiden Männer nicht zu stören, und weil das Licht in der Moschee für unsere Kamera zu sehr flackert, beschließen wir unser Gespräch mit Khalil draußen zu führen. Der Innenhof ist klein, vier Regale für Schuhe stehen an der Wand.
Die arabische Moschee ist eine von 14 Moscheen in Mannheim. Diese Vielfalt liegt an den unterschiedlichen Herkunftsländern, -sprachen und -kulturen der Gläubigen: „Wir haben hier nicht nur die arabische Moschee, wir haben türkische, bosnische und albanische Moscheen. Es gibt mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Moscheen als Unterschiede,“ erzählt uns Khalil, und fügt hinzu, dass er selber öfter in der bosnischen Moschee betet, da sie näher an seiner Wohnung liegt. Als er erwähnt, dass es in Mannheim sogar eine pakistanische und bangladeschische Moschee gibt, sind wir wirklich erstaunt – diese Vielfalt hatten wir tatsächlich nicht erwartet.
Beim Tag der offenen Moschee, einem deutschlandweiten Projekt, ist die Omar al-Faruq Moschee seit 2018 dabei. Bei unserem Gespräch gibt Khalil zu, dass die Teilnahme der Gemeindemitglieder am Tag der offenen Moschee bisher eher gering war; er erklärt sich das auch durch die Sprachbarriere. „Es gibt eine Generation, die nur zum Arbeiten nach Deutschland gekommen ist, die die Sprache nicht so gut beherrscht. Man sollte bei den einander.Aktionstagen auch diese Generation berücksichtigen. Beim Flyer zum Beispiel gibt es dieses Jahr verschiedene Sprachen, das sehe ich sehr positiv.“
Wie viele Muslime letztes Jahr teilnahmen, kann uns Khalil leider nicht sagen. Er hofft aber, dass zusätzlich zu den fünf bis zehn Leuten, die beim Tag der offenen Moschee mitarbeiten, Gäste bewirten und Fragen beantworten, noch viele weitere Gläubige mitmachen.
Auch mehr nicht-muslimische Gäste erwartet Khalil dieses Jahr, nachdem die arabische Moschee viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet hat.
Offenheit ist Khalil sehr wichtig: „Ziel der einander.Aktionstage ist, dass man miteinander statt übereinander redet“ sagt er. „Wir möchten an diesem Tag über den Islam aufklären, Unklarheiten beseitigen. Wir sagen, dass die Moschee immer da ist, aber ob man sich gegenseitig besucht ist eine andere Sache.“ Er ist sich sicher, dass die arabische Moschee viel Potenzial hat, und dies nur besser nach außen tragen muss. Ihm ist es wichtig, dass die Moschee jederzeit für alle Menschen offen ist. Uns lädt er ein, gerne nochmal zu kommen – und auf jeden Fall am 3. Oktober dabei zu sein. Denn es wird, lächelt er verschmitzt, auch arabischen Minztee und Baklava geben.
Inzwischen gibt es auch Pläne von Seiten der arabischen Moschee, unabhängig vom Tag der offenen Moschee öfter an interkulturellen Programmen teilzunehmen. Dazu gehört die „Meile der Religion“, ein Projekt, das in Mannheim alle drei Jahre stattfindet oder der Moschee-eigene Treff „Frauen laden Frauen ein“, für muslimische und nicht-muslimische Frauen. Auch mit Antidiskriminierungsstellen arbeitet die Moschee ebenfalls eng zusammen.
Dass Hinterhofmoscheen in Deutschland keinen guten Ruf haben, und grade durch das Erstarken von Rechtspopulisten unter allgemeinem Verdacht stehen, ist Khalil bewusst. So erzählt er uns, dass nach dem Terroranschlag in Paris die Mannheimer Polizei vorbeikam, um sicherzustellen, dass die muslimischen Gemeindemitglieder vor islamophoben „Vergeltungsschlägen“ sicher sind. Erwartet hatten wir eher das Gegenteil – dass die Polizei alle Muslime unter Generalverdacht stellt, und nicht, dass sie die Gotteshäuser vor falsch angesetzter Rache schützt. Die Moschee selber wird videoüberwacht, um eventuelle Verbrechen gegen die Gläubigen besser aufklären zu können. Dass die Situation der Muslime in Deutschland nicht immer einfach ist, weiß Khalil also nur zu gut. Und sagt: „Wir müssen nach außen zeigen, dass wir anderen gegenüber offen sind. Viele haben falsche Vorstellungen von uns. Wir sind nicht so, wie man über uns redet. Wir sind offen.“ Auch deshalb macht die Moschee bei den einander.Aktionstagen und dem Tag der offenen Moschee mit: Um ein Signal zu setzen.
Interview/Text: Hannah Steckelberg/Tibor Reineking