Zukunft der Medien? Medien der Zukunft?

Zukunft der Medien? Medien der Zukunft?

Zukunft der Medien? Medien der Zukunft?

Information, Kritik, Diskussion. Die Medien sollen mit ihren Aufgaben zur Meinungsbildung und zur gesellschaftlichen Partizipation beitragen. Zunehmende Globalisierung und Digitalisierung sowie zuletzt die Covid-19-Krise stellen die Medienwelt immer wieder vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Für verlässliche Informationen werden meist zuerst lokale Zeitungen, Hörfunk- und Fernsehsender aufgesucht. Jedoch steigen der Bedarf sowie die Angebote von Nachrichten weiter an. Wie wird sich das in Zukunft weiter verändern? Werden öffentlich-rechtliche und freie Medien dieser Rolle gerecht? Können sie sich im Zeit­alter von Social Media-Algorithmen noch behaupten? Wie hat sich die Medienlandschaft in den letzten 20 Jahren entwickelt? Können Bürgermedien als Bestandteil einer demokratischen Medienlandschaft gestärkt werden?

Am 2. Oktober versuchte eine Diskussionsrunde, die von Frank Degler moderiert wurde, die Frage nach der Zukunft der Medien zu beantworten. Die Kooperation von bermuda.funk Freies Radio Rhein-Neckar e. V. und dem Jugendkulturzentrum FORUM Mannheim luden dafür ein:

Peter Freitag, stellvertretender dju-Vorsitzender und Mitglied im Bundesvorstand des ver.di-Fachbereichs Medien, Kunst und Industrie

Klaus Walter, Radiomoderator, Autor, ByteFM

Roland Schuster, Kommunalinfo Mannheim – alternatives, unabhängiges und nicht-gewinnorientiertes Print- und Onlinemedium

Auch Andreas Frank, einer der Vorstände des bermuda.funk, debattierte aus dem Blickwinkel der freien Medien mit.  The Schogettes sorgten vor und nach der Debatte für musikalische Unterhaltung.

 

Unsere Medienlandschaft: ein Mienenfeld zwischen Chancen und Risiken?

Nachdem der Moderator die Debattenteilnehmer gefragt hat, wurde eins klar: Die Zukunft wird nicht nur durch eine rosa-rote Brille gesehen. Walter und Freitag sind sich einig: Die Entwicklung zum Online-Journalismus hat zu einer generellen Verknappung im Print-Segment und bei den Stellen der freien Journalist*innen geführt. Umkämpftes Publikum, umkämpfte Jobs − dennoch ist die Bezahlung meist zu niedrig. Jedoch eröffnen sich immer weiter neue Chancen: Das Interesse an politischen Nachrichten ist in den letzten Jahren vor allem im lokalen Segment weiter angestiegen, was Schuster aus erster Hand bestätigen kann. Schließlich verbuchen politische Nachrichten speziell online eine große Nachfrage. Aus diesem Grund wächst der Onlinejournalismus immer weiter an. Aus eigener Erfahrung wissen die Teilnehmer, dass im Laufe der Zeit der Online- und Printbereich sich miteinander verwoben haben. Dennoch sind sie sich trotz der Vorhersage, dass Printjournalismus eine sterbende Branche ist, einig: Print wird uns weiter erhalten bleiben.

Laut Peter Freitag fand in den letzten Jahren ein zweistufiger Privatisierungsschub statt: Zuerst wurden Fernsehen und Rundfunk durch private Sendeanstalten an den Markt angepasst. Die Öffentlich-Rechtlichen zogen zum Teil nach und warfen somit ihren Bildungsauftrag über Bord. Auch hier steigt der Druck auf die Medienschaffenden immer weiter an. Soziale Netzwerke üben durch die Privatisierung der Kommunikationswege weiter Druck aus. So verkündete Donald Trump seine Corona-Erkrankung zuerst via Twitter, bevor das Weiße Haus eine Pressemitteilung über den Gesundheitsstatus des amerikanischen Präsidenten herausgeben konnte. Aber Klaus Walter hinterfragt in diesem Zusammenhang das Vertrauen der Rezipient*innen. Geht die Gate-Keeper-Funktion von Journalist*innen nicht verloren, wenn prinzipiell jede*r auf Social Media Nachrichten weiterverbreiten kann? Ganz ungefiltert. Ohne Ausbildung. Entwickelt sich dadurch auf lange Sicht dann eher eine Art Medienmisstrauen?

 

Radio, das Nebenbeimedium oder doch ein Chancenträger?

Freie Radiosender wie bermuda.funk besetzen meist Nischenthemen. Diese Bürgerradios nehmen vom breiten Mainstream unbeachtete Perspektiven ein, damit Bürger*innen für Bürger*innen Sendungen produzieren können. Prinzipiell kann jede*r bei einem freien Radiosender seine eigene Sendung bekommen, sofern die Voraussetzungen erfüllt sind: Die Satzung des jeweiligen Senders sowie bestehende Gesetze müssen eingehalten werden. Laut Andreas Frank steigt die Nachfrage an Sendeplätzen stetig an.

Aber auch sind die freien Sender vom technischen Wandel bedroht. Während private und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten bei dem Schritt weg von UKW staatlich subventioniert werden, warten bermuda.funk und Co. noch auf eine solche Förderung, schließlich ist die Verbreitung via Internet-Stream nicht für alle Rezipient*innen die liebste Option. In den Statistiken der UKW-Nutzung taucht der bermuda.funk aufgrund seiner geringen Reichweite nicht auf, so dass nur die Streaming-Zahlen einen vagen Eindruck der Nutzer*innenzahlen vermitteln können. Alexander Frank betont in diesem Zusammenhang, dass es für die jeweiligen Moderator*innen interessant zu wissen ist, wie viele zuhören, aber es für die Funktion der (werbe-) freien Sender an sich uninteressant ist.

Die meisten Radiosendungen, egal ob privat, frei oder öffentlich-rechtlich, sind Musiksendungen, so Klaus Walter. Und das nicht ohne Grund: Das Radio wird im Volksmund immer wieder als Nebenbei-Medium betitelt. Dadurch gab es eine Veränderung des Inhaltes. Nebenbei-Content statt ausgedehnte politische Redebeiträge. In diesem Kontext wurde auch kritisch reflektiert, ob man noch die verschiedenen Popwellen benötigt, schließlich überlagern sich die Interessen und der Musikgeschmack der verschiedenen Altersgruppen zunehmend.

 

Eins ist gewiss: Die Medien der Zukunft sind divers!

Leitmedium in der heutigen Zeit? Nicht, wenn es nach Peter Freitag geht. Die früheren Leitmedien Tageszeitung und Fernsehen wurden aufgrund der größeren Diversität der Medien ohne Nachfolger abgelöst. So gibt es in jedem Segment ein eigenes Leitmedium, das die Vielseitigkeit der neuen Medienlandschaften erneut hervorhebt.

Nicht nur die Diskussionsteilnehmer konnten sich äußern, auch das Publikum vor Ort machte deutlich, dass ein breites Feld der Medien genutzt wird. Auch wurde ersichtlich, dass selbst innerhalb einer Altersgruppe unterschiedliche Nutzungsmodalitäten vorherrschen.

Am Ende des Abends waren sich das Publikum, Teilnehmer und der Moderator einig: Das Thema „Zukunft der Medien? Medien der Zukunft?“ ist zu groß und vielseitig, um es an einem Abend zu debattieren. Aber was am 2. Oktober klar wurde, war Folgendes: Jede*r nutzt andere Medien und setzt daher ihren oder seinen individuellen Schwerpunkt woanders. Politische Nachrichten stoßen momentan auf das größte Interesse. Das Internet ist nicht das neue Leitmedium, es bietet aber mit sozialen Netzwerken, Blogs, Websites und Streaming-Anbietern eine Vielzahl an Möglichkeiten, unterschiedliche Medien zu nutzen.

 

Der Themenabend „Zukunft der Medien? Medien der Zukunft?“ war nicht nur eine Veranstaltung im Rahmen der Mannheimer einander.Aktionstage 2020, sondern war gleichzeitig die Jubiläumssendung für 20 Jahre bermuda.funk. Im November 2000 wurde die erste Sendung aus der Alten Feuerwache in Mannheim gesendet. Wir gratulieren zu diesem Anlass und freuen uns, auch in Zukunft bermuda.funk zu hören.

Die Jubiläumsveranstaltung können Sie sich hier auf YouTube ansehen.

 

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