Namibia: Fragmentierte Erinnerung an die deutsche Kolonialvergangenheit

Namibia: Fragmentierte Erinnerung an die deutsche Kolonialvergangenheit

 

Im Rahmen der einander.Aktionstage findet am 16.10 von 18:00-19:30 die Veranstaltung ‚Namibia: fragmentierte Erinnerung an die deutsche Kolonialvergangenheit‘ in der Mannheimer Abendakademie statt. Die Schauspielerin Bettina Franke liest Romanauszüge zu dem Thema vor und der Literaturwissenschaftler Manfred Loimeier klärt über die Hintergründe auf. Zu den Romanen zählen Gerhard Seyfried’s Herero und Uwe Tim’s Morenga. Beide Geschichten spielen in Namibia zu Anfang des 19. Jahrhunderts und thematisieren den Aufstand der Einheimischen, den Hereros, gegen die deutsche Kolonialmacht.

Zu der deutschen Kolonialgeschichte gibt es viel zu erzählen und dennoch ist dieses Kapitel der deutschen Geschichte fast komplett aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. In der Schule wird es überhaupt nicht thematisiert und so ist vielen gar nicht bewusst, dass nicht nur England und Frankreich als Kolonialmächte zählten, sondern auch Deutschland große Teile außerhalb Europas für sich beanspruchte. Ein großer Teil davon waren Gebiete in Afrika, dazu zählten unter anderem das heutige Tansania, Namibia, Togo und Kamerun. Tatsächlich entwickelte sich Deutschland 1914 nach Frankreich und England zum drittgrößten Kolonialreich weltweit.

Nach dem ersten Weltkrieg musste Deutschland seine Gebiete unter dem Versailler Vertrag abtreten, was große Empörung in der deutschen Öffentlichkeit hervorrief., denn beim europäischen Kolonialismus stand auch vor allem das Ansehen der Länder im Vordergrund. Die Einheimischen der Länder, in denen die Kolonien ihre Siedlungen errichteten, wurden dabei grundsätzlich als Menschen zweiter Klasse behandelt. Da bot auch Deutschland keine Ausnahme. In den Augen der deutschen Kolonialherren galten die indigenen Völker als ‚Kinder‘, die gelehrt und gezüchtigt werden sollten. So war auch die Missionierung der Einheimischen zum Christentum ein großes Ziel der deutschen Kolonialmächte. Eigene Glauben und Bräuche, die die indigenen Völker bereits hatten, wurden grundsätzlich als Heidentum abgelehnt.

Die Deutschen beanspruchten den Großteil des Betrages, der mit der Agrarwirtschaft in ihren Kolonien erzielt wurde, für sich und bereicherten sich zusätzlich an den Bodenschätzen der Länder. Diese wurden nicht nur ihrer Ressourcen beraubt, sondern die einheimische Bevölkerung wurde auch zur Arbeit für die deutschen Kolonialherren gezwungen. Dies geschah oftmals unter schrecklichen Bedingungen und Gewalt. Dabei war ihnen der Rechtsweg ausgeschlossen, da das Rechtssystem nur zum Klären von Streitigkeiten unter den Deutschen bestand.

Im damaligen Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, wurde die indigene Bevölkerung so misshandelt, dass es 1904 zu einem Aufstand des Herero-Volkes, denen sich später noch das Volk der Namas anschloss, kam. Diese Aufstände wurden von den Deutschen brutal niedergeschlagen. Der offizielle Befehl des leitenden Generalleutnants Trothar sah die völlige Auslöschung der beiden Völker vor.  Der Kampf zog sich bis 1907 und endete damit, dass sich die Hereros und Namas ergaben. Doch selbst danach war ihr Leiden nicht vorbei; die Deutschen internierten die Übriggebliebenen in Konzentrationslagern, in denen jeder zweite Insasse starb. Von den ehemals 80 000 Hereros waren 1907 nur noch 20 000 am Leben. Viele Historiker sprechen hierbei vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts.

Dies zu lesen und sich daran zu erinnern, tut weh, denn vielen ist diese Vergangenheit Deutschlands überhaupt nicht bewusst. Doch gerade deshalb ist die Aufklärung darüber sehr wichtig, denn der Tod so vieler Menschen darf nicht in Vergessenheit geraten.

 

Für mehr Informationen über die Veranstaltung besuchen Sie die Website der Abendakademie Mannheim. Tickets gibt es im Vorverkauf, eine Anmeldung ist notwendig.

 

 

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