Rap geht auch anders – Newcomer Vale setzt mit „Fliegen“ ein Statement gegen Intoleranz und Vorurteile

Rap geht auch anders – Newcomer Vale setzt mit „Fliegen“ ein Statement

Das Label Epic4You Records ist seit 2015 Bündnispartner und hat mittlerweile einige Newcomer der Mannheimer Rap-Szene unter Vertrag, darunter auch den Künstler Vale. Wir haben uns mit Vale und seinem Manager Holger Keck, der außerdem Mitbegründer des Vereins „Stimme der Straße e.V.“ ist, getroffen und mit ihnen über das Mannheimer Bündnis, Vales neuen Song „Fliegen“ und seine große Spendenaktion gesprochen.

Das Label ‚Epic4You Records‘ hat die Mannheimer Erklärung nicht nur unterschrieben, sondern arbeitet und lebt danach: Was heißt das? Wie habt ihr das umgesetzt?

Holger Keck (H): Zunächst war ich sehr viel ehrenamtlich aktiv, vor allem beim ‚Mannheim sagt Ja! e.V.‘, welcher außerdem auch Bündnispartner ist. Dort war ich zu meiner Zeit im Begleitausschuss und habe als Gründungsmitglied des ‚Mannheim sagt Ja! e.V.‘ mitbekommen, wie das alles auch ins Leben gerufen wurde. Die Mannheimer Erklärung zu unterschreiben war für mich demnach selbstverständlich. Auch selbstverständlich ist für mich, danach wirklich zu leben und in diesem Bereich sehr aktiv zu sein. Es hat sich dann ein bisschen gewendet, ich bin zu Eventgeschichten zurückgekehrt und wir haben uns auf das Label, ‚Epic4you Records‘ und auf den Verein ‚Stimme der Straße e.V.‘ konzentriert, welcher außerdem auch die Mannheimer Erklärung unterschrieben hat aber noch nicht auf der offiziellen Liste steht. Sicher ist, dass ‚Stimme der Straße e.V.‘ auch Bündnispartner werden wird.

Für uns ist deshalb auch klar, dass alle Künstlerinnen und Künstler die Mannheimer Erklärung über das Label mit aufgenommen haben und danach leben. Wir achten sehr darauf, dass unsere Musik tolerant gegenüber jedem Einzelnen ist: In der Vielseitigkeit und in der Menschenwürde. Das ist auch die Zielsetzung der ‚Stimme der Straße e.V.‘, dass auf alle Menschen aufmerksam gemacht wird und man sich gegenseitig unterstützt. Dazu fördert der Verein junge Musiker aller Stilrichtungen und organisiert verschiedenste Projekte.

Gab es bisherige Kooperationen mit der Stadt, bzw. Veranstaltungen, die auf der Mannheimer Erklärung basieren? Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

H: Wir hatten vor zwei Jahren ein Projekt mit dem ‚Jugendhaus Herzogenried‘ und dem Verein ‚Stimme der Straße e.V.‘. Damals haben unsere Künstler und Künstlerinnen und die Jugendlichen des Herzogenrieds einen Song, identies of life produziert. Der Song wurde sogar Eröffnungssong der einander.Aktionstage 2018.

Gut, dass du auf die einander.Aktionstage hinweist, die dieses Jahr bald wieder vor der Tür stehen. Nehmen Künstler des Labels oder des Vereins auch in diesem Jahr an den Aktionstagen teil?

H: Dieses Jahr sind die großen Projekte coronabedingt natürlich nicht mehr möglich. Ich plaudere jetzt etwas aus dem Nähkästchen: Da wir im November neue Räume beziehen, haben wir uns gemeinsam überlegt, dass wir einen Tag der offenen Tür verwirklichen, an dem wir den Gästen unser Label vorstellen.

Passend zu den diesjährigen Aktionstagen haben wir über ein Jahr an dem Song ‚Fliegen‘ von Vale gearbeitet. Unser Beitrag dazu ist, zu sagen: Okay, wir stehen absolut hinter der Stadt Mannheim, hinter der Mannheimer Erklärung und leisten unseren Beitrag dafür. Wir hoffen, dass wir diesen Song dieses Jahr noch live präsentieren können.

Vale, nun mal zu dir, wie bist du eigentlich zum Rappen gekommen?

Vale (V): Ich habe schon immer Texte geschrieben. Früher eher nur für mich selbst, aber dann hat es damit angefangen, dass ich damals auf unserer Abiturfeier aufgetreten bin. Das war das erste Mal, dass ich einen eigenen Song geschrieben und auch performt habe. Jemand aus dem Verein ‚Stimme der Straße e.V‘ ist dort auf mich aufmerksam geworden und hat mich angeschrieben. So kam es dann, dass ich meinen ersten eigenen Song aufgenommen habe. Zu der Zeit habe ich auch Holger kennengelernt. Er hat den Song total gefeiert und meinte, er will ein Video dazu drehen, was dann auch brutal gut angekommen ist. Seitdem arbeiten wir zusammen und ich bin beim Label ‚Epic4You Records‘ unter Vertrag.

Bist du in Mannheim aufgewachsen und welchen Bezug hast du zu Mannheim?

V: Also ich bin in Mannheim in der Neckarstadt-Ost aufgewachsen und bezeichne mich jetzt mal als Lokal-Patrioten, ich liebe Mannheim. Ich fühle mich sehr verwurzelt hier.

Inspiriert dich auch die soziale, kulturelle und religiöse Diversität in Mannheim?

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Der Mannheimer Rapper Vale

V: Ja definitiv, das merkt man auch bei uns im Verein (‚Stimme der Straße e.V.‘). Da ist die kulturelle Vielfalt total präsent und auch an sich, in meinem Freundeskreis. Das alles hat schon Einfluss auf mich. Im Allgemeinen schreibe ich schon immer über bestimmte Themen, zum Beispiel über Liebesbeziehungen und gebrochene Herzen, oder eben politische Sachen. Also einfach über das Leben selbst und über alles, was mich persönlich beschäftigt.

Hast du bestimmte musikalische Einflüsse oder Vorbilder?

V: Also ich höre privat viel Deutsch-Rap, lasse mich aber eher von der amerikanischen und französischen Szene inspirieren. Dort sind sie vom Stil her weiter und immer ganz vorne mit dabei.

Was möchtest du mit deinen Songs bewirken? Schreibst du eher für dich oder möchtest du damit auch die Menschen um dich herum bewegen?

V: Beides. Ich habe schon oft zu Songs, die dann ein bisschen deeper waren, sehr viel Rückmeldung von Leuten bekommen, die gesagt haben: „Das hat mich jetzt bewegt“, oder „Mir ist was in der Familie passiert und dein Song hat mir da geholfen“. Und da denke ich schon so: Oh krass, ich kann wirklich Leute bewegen.

H: Vor allem bei dem Song ‚Am Leben‘ gab es ja eine riesengroße Resonanz. Da haben viele Leute gesagt, das begleitet sie jetzt auf ihrem Weg.

V: Stimmt, und sowas gibt dir ein Gefühl, das dich total motiviert. Wenn ich sowas höre, dann ist das für mich viel mehr wert als Klicks oder Gagen.

Wie stellst du dir deine Zukunft als Rapper vor, was sind so deine Ziele und Hoffnungen? Hast du zum Beispiel ein Wunsch-Feature?

Vale: Also das Hauptziel ist natürlich, da muss ich ja nicht lügen, einen größeren Bekanntheitsgrad zu erreichen und vor allem meine Leute alle mitzunehmen. Wenn‘s einer von uns hochschafft sollen‘s halt alle hochschaffen, das ist unser primäres Ziel. Klar ist das schwer, aber wir unterstützen uns da voll gegenseitig. Wir sind wie so eine Familie. Es hat sich ja in letzter Zeit so entwickelt, dass hinter mir ein richtiges Team steht: Ein Produzent, der mir eigene Beats macht, mein Hauptsponsor ‚Bastian Gebäudereinigung‘ und noch viele mehr, die mich konstant unterstützen. Ja und Wunsch-Feature gibt’s ein paar. Kontra-K auf jeden Fall, das wäre mega.

Wir wünschen es dir auf jeden Fall!

Mit Erscheinen seiner Single ‚Hyped‘ hat Vale vor kurzem eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Wie bist du, bzw. seid ihr auf diese Idee gekommen?

V: Genau das ist das Stichwort. Wir kamen zusammen darauf.

H: …auf dem Weg ins Studio.

V: Genau, da kommen wir immer auf die besten Ideen. Wir hatten die Idee einer Promo-Aktion für den Song ‚Hyped‘ zu machen, mit deren Gewinn wir wieder neu in die Musik hätten investieren können. Aber dann kam uns der Gedanke, einfach alles an eine lokale Einrichtung zu spenden. So kam ich dann auf das Kinderhospiz Sternthaler in Mannheim. Sie waren total begeistert von der Aktion.

H: Ich meine, wenn man dann auf dem Schreibtisch Bilder von den Kindern sieht, die bereits verstorben sind und sieht, wie die Mitarbeiter sie in ihrer Erinnerung bewahren und jede Geschichte und jeden Namen kennen, ist das sehr emotional. Die Kinder dort sind so stark. Das waren dann so die Momente, in denen uns klar wurde, dass wir alles richtig machen. Außerdem war es für uns sehr wichtig, dass die Spende direkt und unmittelbar, ohne Zwischenschritte und Abzug irgendwelcher Verwaltungskosten ankommt.

Wie hoch ist denn die Summe, die insgesamt gespendet werden wird?

H: Eigentlich hatten wir erwartet, dass um die 700 Euro zusammenkommen. Das ist sogar getoppt worden. Es sind insgesamt 1.200 Euro, die wir am 19.08. übergeben haben.

V: Wir hatten zunächst auch Bedenken, dass wir als Spender zu klein sind. Aber alle waren so dankbar und haben sich so gefreut. Sie meinten es kommen teilweise sogar Kinder her, die 10 Euro oder so spenden und die Kinder aus dem Hospiz freuen sich riesig darüber. Nicht unbedingt wegen dem Geld, sondern weil die Leute an sie denken. Da wussten wir dann direkt: ja, genau das ist es.

H: Eine Geschichte blieb mir besonders im Kopf: Ein kleiner Junge, dessen Familie nach Deutschland geflüchtet war, hat immer ein paar Cent gespart und seinem Betreuer gesagt, dass er das Geld an das Kinderhospiz spenden möchte. Das sind Geschichten, die einem unter die Haut gehen.

Das Musikvideo von dem neunen Song ‚Fliegen‘ wird ja ein Zusammenschnitt aus Aufnahmen von dir und Sequenzen aus Fernsehnachrichten, oder?

V: Eigentlich wollte ich mich gar nicht im Video dabeihaben. Aber dann sind wir zufällig an Nürnberg vorbeigefahren und haben Stillaufnahmen vor dem Reichstagsgebäude gedreht. Diese werden dann am Ende des Videos eingeblendet. Das komplette Video soll eigentlich mit Nachrichten gefüllt sein.

H: Das Musikvideo kommt in Kürze raus, aber die CD ist bereits in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erwerben. Wir haben uns auch sehr gefreut, als wir gesehen haben, dass die CD im lokalen Handel wie Media Markt, Saturn oder Weltbild erhältlich ist. Wir haben dann auch beschlossen, dass wir der CD ein Booklet hinzufügen wollen, das heißt, dass der Text nochmal verschriftlicht ist. Es ist ein Unterschied, ob man einen Song nur hört oder ihn auch dabei lesen kann.

Das ist ja jetzt dein eigenes Baby. Voll cool, deine eigene CD, oder?

V: Ja, es ist mega in den Medienmarkt zu gehen und das dann live zu sehen.

Vielen Dank fürs Interview.

V: Ja gerne.

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